Es ist Sommer in der Finnmark. Tief steht die Sonne um Mitternacht über dem Horizont, endlose Tage, die Landschaft ist in saftiges Grün getaucht. Tiefdunkle rosaviolette Farbtupfer sorgen für einen bunten Kontrast, manchmal sind es nur vereinzelte Flecken, manchmal jedoch auch große Teppiche. Wie eine lange filigrane Kerze ragt das schmalblättrige Weidenröschen (Epilobum angustifolium) aus der niedrigen Vegetation heraus. Trümmerblume oder Feuerkraut (im Englischen „fireweed“) sind andere Namen dieser zirkumpolaren Pflanze, deuten aber an, dass sie zu jenen Pionierarten gehören, die als erstes auf verbrannten Flächen wachsen. Den Namen Trümmerblume bekam sie nach dem Zweiten Weltkrieg, da sie häufig auf den Überresten der ausgebombten Häuser wuchs. In Kanada ist das Weidenröschen auf dem Wappen des Yukon-Territoriums zu finden.

Das Weidenröschen ist für mich der Innbegriff des skandinavischen Sommers. Man verbringt so viel Zeit wie möglich draußen in der Natur, genießt die wärmenden Sonnenstrahlen und tankt Energie für den nächsten Winter auf. Aber das Weidenröschen ist nicht nur schön anzusehen und gibt einen guten Farbkontrast zum Fotografieren in der Landschaft, sondern es ist auch vielseitig verwendbar. Im Frühjahr kann man die jungen Schösslinge wie Spargel zubereiten und die Blätter für einen wohlschmeckenden Tee trocknen. In Russland weiß man diesen Tee bereits seit dem 12. Jahrhundert zu schätzen. Er wird dort auch Korporje-Tee genannt, weil das Weidenröschen in der Gegend Korporje, ca. 100 km südwestlich von Sankt-Petersburg, großflächig für die Teeproduktion angebaut wurde. In den Tiefen des Internetuniversums bin ich vor längerer Zeit auf ein Rezept für ein Gelee aus den Blüten dieser Pflanze gestoßen und diesen Sommer hatte ich Zeit, es auszuprobieren. Es war einfacher zuzubereiten als ich gedacht hatte und das Ergebnis war ein wohlschmeckendes fruchtiges Gelee mit einer bezaubernden Farbe.

Zutaten:

2 Tassen frischgepflückte Blüten

2,5 Tassen kochendes Wasser

3 Tassen Zucker

1 TL Zitronensaft

3 EL Pektin

½ TL Butter

Zubereitung:

Die Blüten mit dem kochenden Wasser übergießen und anschließend für 24 Stunden kühlstellen. Danach die Blühten abseihen, das Blütenwasser zum Kochen bringen, den Zitronensaft, Pektin und Butter dazugeben und alles eine Minute lang kräftig kochen lassen. Dann den Zucker dazugeben und nochmals kurz und kräftig aufkochen. In saubere Gläser füllen, verschließen und abkühlen lassen.

Das Gelee schmeckt gut zu Elch-, Rentier- oder Fischburgern oder überbackenem Camembert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert