Das Leben ist eine Welle. Manchmal reiten wir als kleine Luftblase auf der obersten Schaumkrone, manchmal reißt uns die Welle in den tiefsten Abgrund des Meeres und ein andermal dümpeln wir einfach nur so auf der ruhigen Wasseroberfläche dahin. Heutzutage wird uns oft suggeriert, dass wir nur glücklich sein können, wenn wir immer auf der obersten Kante der Welle mitschwimmen. Der Rausch des Rittes auf dieser Welle gibt uns zweifelsohne ein gutes Gefühl, aber nur auf dem tiefsten Grund des Meeresbodens finden wir die wirklich interessanten Dinge. Hier hausen die Unwesen der Tiefsee mit ihren hässlichen Fratzen: Angst, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Depression, Schicksalsschläge, Krankheit, Verlust und viele mehr. Sie haben viele verschiedene Formen und Schattierungen diese Ungeheuer. Aber, wenn wir gewillt sind, ihnen tief in die Augen zu schauen, dann entdecken wir dort ihre ganz besonderen Gaben für uns: inneres Wachstum, Reife, Erkenntnis, Vergebung, Loslassen, Zufriedenheit, Genügsamkeit, Weisheit. Manche Wellen tauchen uns nur kurz unter, andere ziehen uns tiefer in den Abgrund. Aber je tiefer sie uns nach unten ziehen und je länger wir auf dem morastigen Grund verharren, desto grösser ist das Geschenk, welches wir erhalten.

Den letzten Blogbeitrag habe ich vor fast vier Jahren geschrieben. Ich kann es kaum glauben, dass so viel Zeit vergangen ist, in der ich weder die Muse noch die Energie hatte, etwas Kreatives zu erschaffen. Aber es gibt Zeiten im Leben, in denen das Agieren im Außen in den Hintergrund tritt und in denen es wichtiger ist, sich auf sein Inneres zu besinnen. Es sind Zeiten des Rückzuges, die für uns genauso wichtig sind, wie der Winter für die Natur, um Raum für Neues zu schaffen. 

In den letzten Jahren bin ich durch eine stürmische See gefahren und es war keine leichte Zeit. Aber ich bin dankbar dafür, dass das Leben mir diese Möglichkeit geboten hat, denn ich habe viel gelernt und bin gestärkt aus diesem Sturm hervorgegangen. Zwischendurch gab es aber auch ruhige Zeiten, in denen ich über Alternativen nachdenken und die Karten neu mischen konnte. Seitdem ging es wieder auf eine neue Reise, mit im Gepäck sind all die Dinge, die während der letzten Jahre zu kurz gekommen sind: ein Sack voller kreativer Ideen, die Freiheit aufzubrechen wohin ich will, das Prickeln eines Neuanfangs und die spannende Ungewissheit der Zukunft.

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